
Scuderia NRW ist die große unbekannte der diesjährigen Saison. Aus diesem Anlass konnten wir auch mit Nele Otter ein Interview führen. Dabei ging es um seine Eindrücke des ersten Saisonrennens mit ihren zwei noch sehr unerfahrenen aber motivierten Teamkollegen.

I.R.S.: Ich habe gerade bemerkt, dass dein alter Teamname Race 42 noch auf allen meinen Interviewfragen steht. In dieser Saison gab es bei dir ja einen förmlichen Neubeginn.
Nele Otter: Jawohl, die alten Jungs hatten die Zeit leider nicht mehr, für gleich vier Rennen in der Saison, und deswegen musste sich das alles einmal komplett neu formatieren. Aber das ist ja nichts Schlechtes.
I.R.S.: Kommen wir zur Gegenwart. Das erste Saisonrennen ist vorbei und wir haben in unserer Redaktion Scuderia NRW zu einer der Überraschung der bisherigen Saison gewählt. Hättest Du das nach der ersten Testwoche und all den Problemen gedacht?
Nele Otter: Niemals! Da wir zumindest einen kompletten Neueinsteiger haben, denke ich, dass wir wirklich sehr zufrieden mit dem ersten Ergebnis sein können und mit der Erfahrung wird sich das mit Sicherheit in den nächsten Rennen auch noch weiter ausbauen.
I.R.S.: Du kannst das große 'aber' sicher schon wittern. Du hattest einige Ausfälle und nicht weniger Probleme durch Fahrerausfälle in der Vergangenheit bei den Rennen - wie frustrierend war das?
Nele Otter: Es ist wirklich schon extrem frustrierend, wenn, auch gerade sehr kurzfristig, Fahrer ausfallen und man irgendwie zusehen muss, wie man klarkommt. In einem Rennen war ich kurz davor, alleine an den Start zu gehen, weil ich niemanden mehr kurzfristig gefunden habe. Wenn sich das in dieser Saison ändert, dann habe ich denke ich schon viel gewonnen.
I.R.S.: Ist es besonders frustrierend, diese Chancen mit den erfahrenen Fahrern verpasst zu haben, weil Du natürlich nicht wusstest, ob die anderen nachlegen? Oder ist die Freude jetzt umso größer, weil du gewiss sein kannst nun mit André Hoff und Marc Schmoll zwei zwar nur recht unerfahren aber dafür hochmotiviert Fahrer an deiner Seite zu haben, die noch viel Luft für Entwicklung nach oben haben?
Nele Otter: Ich bin froh, nun ein standhaftes Team an der Seite zu haben, das Bock hat trainieren zu fahren und sich die Renntermine auch sicher freihält. Es ist wie bei den Rundenzeiten, Konstanz ist viel wichtiger, als einzelne Leistungen. Die Jungs haben Bock und die Erfahrung kommt von alleine.
I.R.S.: Viele Fahrer anderer Teams haben das enge Mittelfeld angesprochen. Macht dir das Spaß? Oder macht es alles nur noch schwieriger?
Nele Otter: Das ist Racing und ich finde es Mega. Positionskämpfe in denen nichts geschenkt wird, sind das, was mich an dem Sport so begeistert. Und ich nehme die ganze Rennserie nach der ersten Veranstaltung als sehr fair und fahrerisch sehr eng beieinander wahr. Und so macht es auch am meisten Spaß.
I.R.S.: In dieser Saison spielen die Details gefühlt eine viel größere Rolle. Letztes Jahr entschieden ein oder zwei Zehntel für dich zwischen P1 und P3. Jetzt geht es um P4 oder P14!
Nele Otter: Das stimmt! Wir haben es dieses Jahr selbst gemerkt und ich glaube, das hängt tatsächlich auch sehr an den endlich neu gekommenen Karts und Werther. Ich war, so gut ich mich erinnern kann, mit meiner Bestzeit nur 3 oder 4 Zehntel von der schnellsten Rennrunde weg und habe mich in dem Bereich auch konstant bewegt. Das war letztes Jahr bei mir auch gut und gerne mal eine Sekunde.
I.R.S.: Einige Fahrer mussten ihren Fahrstil anpassen. Wie war das für Dich?
Nele Otter: Ich bin sofort gut mit den Karts klargekommen. Ich war ab dem Quali schon schneller, als ich es die letzten Jahre in Werther war und bin es auch den ganzen Abend geblieben. Ich ziehe also definitiv nur positives aus den neuen Karts.
I.R.S.: Mit dem Ausscheiden der Top Teams soll es laut Planung des Orga-Teams auch spannender sein, und das Feld näher zusammenbringen. Ist es in dieser Saison deiner Meinung nach spannender?
Nele Otter: Auf jeden Fall. Das zeigt sich ja allein dadurch, dass wirklich das gesamte Feld sehr eng beieinander fährt.
I.R.S.: Mit den neuen Teams und Regeln und neuen Strecken ist die InWiTo-Racing Series dieses Jahr viel unvorhersehbarer geworden. Gefällt Dir das?
Nele Otter: Ich finde das super. Keiner weiß, was wirklich zu erwarten ist. Viele Fahrer kommen 100% aus dem Indoorbereich und da wird Hagen in meinen Augen die Überraschung, gerade was die Witterung betrifft. Ich hoffe ja insgeheim auf ein Regenrennen in Hagen.
I.R.S.: Nun sind wir auch schon am Ende und zu unserer letzten Frage unseres heutigen Interviews gelangt. Als Rennfahrerin willst Du immer gewinnen, hilft Dir dieser Charakterzug in Deiner Rolle als Teamleader?
Nele Otter: Ich glaube schon. Zu gewinnen gehört trainieren und ich denke, dass ich diese Einstellung verkörpere und dadurch auch versuche die Jungs dazu zu motivieren, in ihrer freien Zeit im Kart zu sitzen. So wie ich es ja im Rahmen meiner Möglichkeiten auch tue.